Dienstag, 4. Januar 2011

TEIL 3


4.1. Kritik der marxschen politischen Ökonomie
Die Ökonomie hatte von Anfang an eine zentrale Bedeutung in der marxschen Theorie und war auch der erste Teil des Marxismus, den Castoriadis grundsätzlich in Frage stellte. Anhand der ökonomischen Entwicklungen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts untersuchte er die marxsche politische Ökonomie und kam zu dem Schluss, dass diese „weder in ihren Prämissen noch in ihrer Methode noch in ihrer Struktur tragfähig ist.“[1] Da Castoriadis das Problem nicht in nebensächlichen Fehleinschätzungen sah, sondern in der Grundlage der marxschen Ökonomietheorie, setzte er seine Untersuchung auf die ökonomischen Grundlagen des Marxismus abzielend fort. Am Ende seiner Untersuchung gelangte Castoriadis zu dem Schluss, ohne die Augen vor den empirischen Daten zu schließen, sei die marxsche ökonomische Theorie nicht mehr zu vertreten, geschweige denn die ersteren aus der letzteren heraus zu erklären. Ich schildere Castoriadis‘ Kritik an der marxschen politischen Ökonomie in drei Schritten, die die Punkte betreffen, an denen Marx den „Widerspruch des Kapitalismus, wie er ihn versteht“[2], ausdrückt: die Erhöhung der Ausbeutungsrate, die Erhöhung der organischen Zusammensetzung des Kapitals, der tendenzielle Fall der Profitrate. Diese drei Tendenzen waren für Marx, so Castoriadis, „die großen Gesetze“, die Marx in der Entwicklung des Kapitalismus zu entdecken glaubte. Diese seien für die marxsche Theorie deswegen von grundsätzlicher Bedeutung, weil sie die langfristige Unmöglichkeit des Kapitalismus darstellen sollen.[3]



[1] Castoriadis, Cornelius: Gesellschaft als imaginäre Institution. S. 30.
[2] Ebd. S. 29.
[3] Vgl. Castoriadis, Cornelius: Die revolutionäre Bewegung im modernen Kapitalismus, S. 53.

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